Chronostasis

2013

Alles andere als zeitlos.

Am 01. April 2013 wartete das Jetztmusikfestival mit einer besonderen Kooperation auf. Chronostasis ist eine Zusammenarbeit von Andreas Bick, Berliner Produzent, und Dominik Rinnhofer, Heidelberger Videokünstler.

Der Begriff “Chronostasis” bezeichnet eine Wahrnehmungstäuschung, wonach nach einer schnellen Augenbewegung ein sich bewegendes Objekt für einen Moment still zu stehen scheint.

Die Idee hinter der Klangkomposition “Chronostasis” ist, das Ticken und die Schläge von Uhren zu Instrumenten zu machen. Das Material dieses Stücks besteht nur aus Geräuschen, die von mechanischen Uhren erzeugt werden. Das Spektrum der verwendeten Uhren reicht von mächtigen Turmuhrwerken aus dem 16. Jahrhundert bis zu kleinsten Taschenuhren aus der jüngeren Vergangenheit.

Das Stück beginnt mit einer Art Ursuppe ungeordnet tickender Uhren, die in keiner zeitlichen Verbindung zueinander stehen. Der erste schwerfällige Rhythmus wird von einer sehr alten Turmuhr aus dem 16. Jahrhundert geschlagen. Das Stück bewegt sich von hier aus immer mehr auf moderne und komplexe Rhythmen zu, die den fortschreitenden gesellschaftlichen Wandel erahnen lassen. Am Ende befinden wir uns in einem Wettrennen der Stopuhren, die sich allesamt synchronisieren und in einem zunehmenden Prozess der Beschleunigung schließlich in den finalen 12-Uhr-Gong münden.

Das Stück wurde ursprünglich 2009 vom Studio Akustische Kunst des WDR produziert. Für das Jetztmusikfestival hat Rinnhofer, der akustischen eine visuelle Ebene hinzufügen.

Die Location, der Cityairport Mannheim, ein symbolkräftiger Ort bildet den perfekten Rahmen. Nirgends sonst kann man Zeit und Raum, Reise und Wandel so deutlich spüren wie an einem Flughafen. Zwischen Durchleuchtungsanlage und Gepäckabfertigung sitzt der Zuschauer an einem Ort, den man normalerweise nur flüchtig streift und reist mit den Sinnen.